23. November 2024

Ausstellung zur Komödie am Kurfürstendamm

In der letzten Spielzeit vor dem Abriss erinnert die Ausstellung Boulevard Berlin an die glanzvolle – fast 100-jährige Geschichte der Komödie am Kurfürstendamm. Rund 60 Fotos aus dem reichhaltigen Bestand des Stadtmuseums Berlin spiegeln dabei zugleich 100 Jahre Berliner Leben. Dank der Förderung durch die TheaterGemeinde Berlin konnten die Bilder für diesen Anlass restauriert und digitalisiert werden.

Schauspielerein Dolly Haas in der Komödie „Wie werde ich reich und glücklich“, 15. Juni 1930
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Joseph Schmidt

Martin Holländer und Martin Woelffer zur Ausstellung
Martin Holländer, der Geschäftsführer der TheaterGemeinde Berlin, betont: „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, das vielfältige Kulturleben der Stadt mitzugestalten. Daher engagieren wir uns immer wieder auch als Kultur-Sponsor. Mit diesem Ausstellungsprojekt können wir einerseits bisher unveröffentlichtes Archivmaterial der Stiftung Stadtmuseum Berlin einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und andererseits auf die Geschichte der Komödie am Kurfürstendamm und deren Bedeutung für das Berliner Kulturleben hinweisen.“ Theaterchef Martin Woelffer bekräftigt das und findet: „Diese Ausstellung kommt für uns zur richtigen Zeit. Rund vier Monate vor dem Abriss der beiden Boulevardtheater wird hier noch einmal dokumentiert, wie bedeutend die Komödie am Kurfürstendamm für Berlin war und ist. Ich möchte mich sehr herzlich bei der TheaterGemeinde Berlin und der Stiftung Stadtmuseum Berlin für ihr Engagement bedanken. Ohne deren Unterstützung wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen.“

Schauspieler und Inszenierungen, die Theatergeschichte geschrieben haben
Zu sehen sind Außenansichten der Komödie sowie Abbildungen von zahlreichen namhaften Schauspielerinnen und Schauspielern wie Marlene Dietrich, Heinz Rühmann, Curt Bois, Harald Juhnke, Günter Pfitzmann, Georg Thomalla und zeitgenössischen Darstellern, die mit ihrem Können das Boulevardtheater auch für neue Zuschauergenerationen interessant gemacht haben. In der Ausstellung werden zudem erstmals handgezeichnete Kostümfigurinen und Bühnenbildentwürfe sowie ein Original-Theatersessel aus der Erstausstattung der Komödie gezeigt.

Die Geschichte der Komödie am Kurfürstendamm
Zu Beginn der 1920er-Jahre versuchte Theaterdirektor Max Reinhardt eine neue, intime Spielstätte für 500 Besucher im prosperierenden Westen der Stadt zu finden. Dafür bot sich eine gute Gelegenheit am Kurfürstendamm 206, als der geplante Umbau des Gebäudes zu einem Filmtheater 1923 scheiterte. Der beauftragte Architekt Oskar Kaufmann löste diese reizvolle Aufgabe brillant und baute ein kleines, elegantes Saaltheater mit einem zweigeschossigen Logenkranz. Zugänglich war es, obwohl im hinteren Teil des Gebäudekomplexes gelegen, durch einen imposanten Haupteingang vom Kurfürstendamm aus. Mit dem Namen Komödie wurde sowohl das Programm beschrieben als auch für die neue Unterhaltungsstätte geworben.
Die festliche Eröffnung im November 1924 mit Goldonis „Diener zweier Herren“ war nicht nur ein großer künstlerischer Erfolg, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Reinhardt ließ den Theateraufführungen in den Nachtstunden zwischen elf und zwei Uhr noch Revuen folgen, die dem Haus ein großes Publikum brachten.
Seit 1934 leitete Hans Wölffer die Bühne, bis das Gebäude bei Luftangriffen 1943 beschädigt wurde. Achim von Biel eröffnete das nach dem Krieg wiederhergestellte Theater bereits im März 1946 mit Schillers „Kabale und Liebe“. 1951 konnte Hans Wölffer die Komödie erneut übernehmen und versuchte mit Stücken von Curt Goetz, Oscar Wilde und ab 1954 mit Musicalvorlagen Unterhaltungstheater mit literarischem Anspruch zu bieten. 1963 übernahm Hans Wölffer auch das Theater am Kurfürstendamm und entwickelte in der Folge die beiden Spielorte zu den bekanntesten Boulevardbühnen der Stadt. Seit drei Generationen schreiben Hans, Jürgen, Christian und Martin Woelffer Berliner Theatergeschichte.


Eröffnung: 18. Januar 2018 im Anschluss an die Vorstellung von „Die Tanzstunde“
Theater und Komödie am Kurfürstendamm
Kurfürstendamm 206/209 | 10719 Berlin

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