Die Gorillas Sango und Bibi sind Eltern geworden: Noch etwas schüchtern verbirgt sich der winzige Nachwuchs mit den großen Kulleraugen in den Armen seiner Mutter Bibi (24 Jahre). Nach einer Tragzeit von etwa 8,5 Monaten ist im Zoo Berlin in der Nacht zum 15. Februar – erstmals seit 16 Jahren – ein kleiner Gorilla geboren worden. Für das Zoo Berlin-Team heißt es nun erst einmal abwarten und staunen: „Wir sind wirklich erleichtert, dass der Nachwuchs einen fitten Eindruck macht und sich die Gorilla-Mutter fürsorglich um ihr Jungtier kümmert“, verkündet Zoo- und Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. In der sensiblen Anfangszeit wird ausschließlich das Tierpflegepersonal rund um Revierleiter Christian Aust das Affenhaus betreten. „Ruhe und Zurückhaltung sind nun oberstes Gebot“, ergänzt Knieriem. Für die Besucher ist das Tierhaus coronabedingt ohnehin geschlossen.
Die ersten neun Jahre ihres Lebens verbrachte Bibi in einer Gorilla-Familie im Zoo Apenheul in den Niederlanden. Durch das Beobachten ihrer Artgenossen lernte sie dort den Umgang mit Jungtieren. Dies ist eine gute Voraussetzung für die Aufzucht von eigenem Nachwuchs. Bei der Geburt ist der Gorillanachwuchs noch graurosa und weist nur an Rücken und Kopf ein paar dunkle Haare auf. Erst nach ein paar Tagen färbt sich die Haut dann schwarz. Sowohl für die Gorilla-Dame als auch für Silberrücken Sango (16 Jahre) ist es der erste Nachwuchs.
Familiäre Bande
„In den ersten Monaten ist das Jungtier auf die Versorgung durch seine Mutter angewiesen. Gesäugt wird es die ersten 4 bis 5 Lebensjahre. Kleine Gorillas können sich von Beginn an am Fell der Mutter festhalten und werden von ihr überall hin mitgetragen, zunächst am Bauch und später auf dem Rücken“, erklärt Zoo-Tierarzt Dr. André Schüle. Da weder Tierpfleger noch Tierärzte sich dem Nachwuchs nähern, wird kein Geburtsgewicht ermittelt werden. In der Regel wiegen Gorillas bei ihrer Geburt etwa 2 kg. „Wir konnten erfreulicherweise schon beobachten, wie das Jungtier bei seiner Mutter getrunken hat“, ergänzt Schüle. Das Geschlecht des Jungtiers ist noch nicht bekannt.
Zwar zeigt die ganze Gorillafamilie viel Interesse am neuen Familienmitglied, die Versorgung des kleinen Gorillas obliegt aber ausschließlich der Mutter. Neben Sango und Bibi gehören auch die Gorilla-Weibchen Djambala (19 Jahre) und Mpenzi (35 Jahre) zur Familie. Seniorin Fatou (63 Jahre) gilt als ältester Gorilla der Welt und verbringt ihren Ruhestand auf einer separaten Nachbaranlage.
Vom Aussterben bedroht
Gorillas sind die größten und schwersten Affen in der Familie der Menschenaffen. Aufrecht stehend misst ein ausgewachsenes Männchen bis zu zwei Metern und bringt etwa 220 kg auf die Waage. Auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) war Gorilla-Männchen Sango im Februar 2019 aus Belgien in den Zoo Berlin gezogen. Seitdem komplettiert er die Berliner Gorilla-Familie. Durch die Zerstörung des Lebensraumes und die illegale Jagd sind die faszinierenden Pflanzenfresser vom Aussterben bedroht.